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21. November 2023 Gesellschaft und Staat gestalten? Verwaltung studieren!

In der aktuellen Diskussion über die öffentliche Verwaltung steht ein Thema ganz oben auf der Agenda: Der Personalmangel und das Nachwuchsproblem. Daher wollen wir in diesem Beitrag den potentiellen Verwaltungsnachwuchs selbst zu Wort kommen lassen. Jan Weidehoff und Jakob Denker sind beide Werkstudenten im eGovCampus-Projekt und studieren Verwaltungswissenschaften im Master an der Universität Potsdam. In diesem Blogbeitrag wollen sie ihre Perspektiven auf Ihr Studium und ihre Beweggründe für eine Arbeit in oder mit der öffentlichen Verwaltung teilen.

Unsere Motivation Verwaltungswissenschaften zu studieren

Wir beide teilten bereits während unserer Schulzeit ein starkes Interesse an Geschichte, Politik und gesellschaftlichen Prozessen, ebenso wie an den Funktionsweisen unseres Staates. Dieses Interesse wurde auch schon früh in unseren Familien geprägt, da alle Elternteile im öffentlichen Dienst bzw. in der öffentlichen Verwaltung tätig sind.

Darauf aufbauend entwickelten sich bei uns verschiedene Beweggründe, sich auch im Rahmen eines Studiums mit dem sehr breit gefächerten Thema Verwaltung zu beschäftigen.

So hat Jan schon immer  Freude daran gefunden, Dinge zu organisieren und zu gestalten. Sei es die Planung des Urlaubs mit der Freundesgruppe, Teamevents der Fußballmannschaft oder Schulausflüge ins Bundeskanzleramt für seine Klasse. Neben seinen Interessen und dem familiären Einfluss sowie seiner Vorliebe für Organisation wurde ihm während seiner Abiturzeit klar, dass er sich in diese Richtung entwickeln möchte. So fiel die Entscheidung für das Studium in Politik, Verwaltung und Organisation an der Universität Potsdam nicht schwer. Allerdings wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau, in welchem Bereich des Studiums er sich spezialisieren würde. Erst im Laufe seines Bachelorstudiums fand er seine Spezialisierung in den Themen Verwaltungsmodernisierung, Digitalisierung und Organisationsentwicklung. Schon vor dem Bachelorabschluss war für Jan klar, dass er auch das Masterstudium absolvieren wollte. Mittlerweile arbeitet Jan an seiner Masterarbeit und steht kurz vor dem Abschluss seines Studiums.

Bei Jakob stand vor allem das Interesse an staatlichen Entscheidungsprozessen und das vielfältige Aufgabenspektrum im öffentlichen Dienst im Vordergrund, das verschiedene Lebensbereiche berührt. Dies bewog ihn auch, ein duales Studium in der Bundeszollverwaltung zu beginnen. Die relativ rigiden Ausbildungsprogramme der Bundesverwaltung entsprechen in seinen Augen jedoch nicht immer einem selbst gestaltbaren Studium und auch der Blick auf Hintergründe und Gestaltungspotentiale fehlte ihm häufig, weshalb er auf einen Bachelor in Politikmanagement umschwenkte. Sein Interesse für die öffentliche Verwaltung und ihr Funktionieren wurde von diesen ersten Gehversuchen aber nicht getrübt. Im Gegenteil konnte er hier erste wichtige Eindrücke sammeln und grundlegende Mechanismen erlernen. Im Bachelorstudium konnte er verschiedene Perspektiven gewinnen, die ihn in seinem Verwaltungs Interesse bestärkten. Im Laufe des Studiums bildete sich so bereits das Interesse einen eigenen Beitrag zur öffentlichen Aufgabenerfüllung zu leisten, indem er sich studien- und berufsmäßig weg von der allgemeinen Politik und hin zum Master in Verwaltungswissenschaften orientierte. Themen wie Wissensmanagement und Weiterbildung in Organisationen konnte er so im Studium für sich entdecken und als neue Interessens Schwerpunkte setzen.

Insbesondere unser Masterstudium war für uns so besonders prägend in unserem Lebensweg und verdient daher auch noch einmal eine eigene Vorstellung:

Unser Masterstudium in Potsdam

Unser Masterstudium in Potsdam ist keine klassische duale Ausbildung bzw. ein duales Studium für den Verwaltungsdienst, sondern es handelt sich immer noch um ein voll universitäres Studium und damit um einen etwas anderen Weg, um sich mit dem Thema Verwaltung zu beschäftigen. Das Studium in Potsdam legt dabei einen starken Fokus auf aktuelle Themen des öffentlichen Dienstes, wie Verwaltungsmodernisierung, digitale Transformation und Change Management.

Gerade das Trendthema schlechthin „Digitalisierung“ nimmt passenderweise viel Platz im Studium ein, da es auf die aktuellen Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung vorbereitet und technische und digitale Kompetenzen fördert. Inhalte sind häufig auch wie an einer Universität üblich von theoretischer Natur, es gibt aber auch die Möglichkeit mit Praxispartnern wie der Investitionsbank des Landes Brandenburg oder PD Berater der öffentlichen Hand in der Praxis Projektarbeit auszuprobieren und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. 

Wie uns unsere Werkstudententätigkeit bei der Orientierung half

Für unser Interesse an dem Berufsfeld waren neben dem Studium aber vor allem unsere darüber hinausgehenden Einblicke entscheidend. Neben verschiedenen Praktika, die wir geleistet haben, war auch unsere jeweilige Tätigkeit als Werksstudent sehr wichtig.

Unter anderem konnte Jan durch sein Praktikum in einem Bundesministerium viele Aufgaben kennenlernen und sich einen Einblick in den typischen Arbeitsalltag in der Ministerialverwaltung verschaffen. Auch andere Werkstudentenstellen im öffentlichen Sektor konnten ihm bei der Orientierung helfen.

Vor allem unsere Arbeit am eGovCampus-Projekt im SHI, zusammen mit dem Lehrstuhl für Public und Non Profit Management an der Universität Potsdam, hat uns beiden geholfen, die theoretischen Inhalte unseres Studiums zu übertragen und anzuwenden. In vielen Fällen bilden sich hier wichtige Überschneidungen und das, was wir im Job und Studium lernen, kann uns dann jeweils in einem anderen Bereich weiterhelfen. Selbst eine Stelle “am Rande” der Verwaltung, wie etwa unsere Forschungs- und Beratungsarbeit, hilft das System Verwaltung in der Praxis erst richtig zu verstehen und mit seinen eigenen Handlungslogiken zu arbeiten.

“Be the change”

Unabhängig davon, dass unsere verschiedenen Praxiseinblicke, Jobs oder das Studium uns ein gutes und fundiertes Verständnis für die öffentliche Verwaltung geben können, müssen wir vor allem eins betonen. In allen Stationen konnten wir feststellen, wie leicht es ist, selbst an Veränderungsprozessen mitzuwirken, die sich positiv auf unsere Verwaltung und unsere Gesellschaft auswirken können. Sei es nun Optimierungsvorschläge für Prozesse gemeinsam mit Behörden zu erarbeiten oder wie in unserer aktuellen Arbeit, Weiterbildungsangebote mitzuentwickeln, die Digitalisierungs Know-How für eine zukunftsgerechte Verwaltung bereitstellen.

Insgesamt zeigt sich, dass ein Studium der Verwaltungswissenschaften nicht nur eine fachliche Expertise vermittelt, sondern auch die Möglichkeit bietet, aktiv an Veränderungsprozessen teilzuhaben und somit einen konkreten Beitrag zur Gestaltung unserer Gesellschaft und unseres Staates zu leisten. Verwaltung studieren und direkt einbringen bedeutet nicht nur, das System zu verstehen, sondern auch, ein Teil des Wandels zu sein – getreu dem Motto ‚Be the change‘.